Teil 30 – Doppellonge – wie, wo und wozu?

Ursprünglich sollte sich die Arbeit mit den Pferden von den Pilaren zu einer beweglicheren Arbeit entwickeln, aber heute hat sich die Doppellonge zu einem wertvollen Werkzeug für alle Pferdetypen, -rassen und Disziplinen entwickelt. Im Gegensatz zu den sehr strengen und definierten Abläufen beim Reiten, Fahren und auch einfachem Longieren, ins Besondere für Griffe und Haltung, gibt es bisher von der FN dazu in „Band 6 – Longieren“ nur ein paar Seiten mit ziemlich groben Beschreibungen. Auf dem Markt gibt es eine Vielfalt von Trainern aus allen Sparten und auf allen Niveaus, die sich die Doppellonge auf die Fahne schreiben. Das Angebot ist verwirrend und unübersichtlich.
Ich habe also mich mit dem Thema schon länger auseinandergesetzt. Von hochkomplizierten Griffabläufen bis zu dem „Schleifenlassen“ der Longe um den Longenführer auf dem Boden, habe ich alles gesehen und war immer noch auf der Suche nach einer strukturierten Herangehensweise, die zu meiner Denk- und Arbeitsweise passt.

Nun hatte ich die Möglichkeit mit Fred Probst einen Lehrgang zu machen. Wir kannten uns schon aus dem Fahrsport, aber hatten bisher nur oberflächliche Begegnungen.

Da mir sein Weg sehr gut gefällt, habe ich entschieden hier ein bisschen zu berichten.

Neben den Hinweisen zu Ausrüstung für Pferd und Longenführer, die auch für das einfache Longieren ausführlich beschrieben sind (wie festes Schuhwerk, rutschfester Boden etc.), haben wir heute viele Hinweise erhalten, die er nur aus seinem reichen Erfahrungsschatz und mit viel Einsatz für dieses Thema, gesammelt haben kann.

Hier ein paar Highlights:

Longiergurt

  • Die gedachte Linie durch den tiefsten Ring am Gurt sollte von Bug- zum Kniegelenk führen.
  • Kammerfreiheit ist wichtig damit die Dornfortsätze nicht gestört werden.
  • Ein Schweifriemen hält den Gurt an der richtigen Position besonders bei der Arbeit an der Aufrichtung.
  • Umlenkrollen wirken sehr extrem und sollten nicht von Laien verwendet werden.

Longe

  • 16-18m Lang => ich habe eine deutlich zu lange und verheddere mich ständig, nur hatte mir das bisher niemand gesagt und ich bin nicht drauf gekommen 😊
  • Keine Metallelemente in der Longe – maximal kleine Karabiner fürs Gebiss – denn alles wirkt unnötig auf das Gebiss.

Hilfen

  • Stimme => wie beim Fahren: nicht zum Durchparieren!
  • Longe => Immer wieder zum Nachgeben kommen!
  • Peitsche => Sie ist unser Schenkel – keine Gerte!
  • Körpersprache => Bewusst dosieren, besonders in Krisensituationen bewusst einsetzen

Unterschied zur einfachen Longe:

Statt dem Dreieck aus Pferd, Longe und Peitsche beim einfachen Longieren, liegt der Fokus bei der Doppellonge auf der Hinterhand. Während bei der einfachen Longe ein Kappzaum ein wertvolles Element sein kann, empfiehlt Fred Probst von der Arbeit ohne Gebiss mit der Doppellonge abzusehen. Das ist in meinen Augen sehr sinnvoll, denn ich bevorzuge den Kappzaum beim einfachen Longieren weil ich die seitliche Einwirkung lieber nicht über das trotzdem vorhandene Gebiss nutzen will. Aber bei der Doppellonge versuche ich ja die Hilfen wie beim Reiten und Fahren außen und innen zu geben.

Fazit:

Für mich ist die Erkenntnis, dass meine Longe viel zu lang ist, eine große Hilfe – denn jetzt kann ich auch sinnvolle Griffe erarbeiten und nicht immer nur versuchen mich nicht zu verheddern.

Die Idee die Peitsche immer in der rechten Hand zu tragen gefällt mir, muss ich mir aber in der Praxis noch erarbeiten.

Mit Caldaro werde ich weiter an der Aktivierung der Hinterhand arbeiten – die Handwechsel, die Übergänge und das Zirkel verkleinern/vergrößern stehen jetzt fest auf unserem Trainingsplan. Morgen haben wir nochmal Zeit für die Praxiserprobung – und dann werden wir die Longe umnähen lassen!

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