Teil 35 – Fitness für den Fahrer

„Du sitzt ja nur oben drauf!“ – ein Satz der schon Reiter regelmäßig auf die Palme bringt und Fahrern sicher noch viel öfter begegnet. Aber alle, die mal eine Dressureinheit gefahren sind, einen Marathon bewältigt haben oder schon nur ein Gespann in Anlehnung gefahren sind, wissen, dass korrektes Fahren wirklich anstrengend sein kann.

Aufrechte Haltung, positive Spannung zwischen Fußbrett und Sitz als Halt, entspannte Schultern und kontrollierte Bewegungen besonders in den Händen … das alles braucht man um feine Hilfen mit den Leinen und der Peitsche gegeben zu können. Je höher die Klasse, desto anspruchsvoller sind die geforderten Lektionen und Fertigkeiten – und der Anspruch auch an den Fahrer.

Wer sich noch an seine Anfänge erinnert, z.B. die ersten Fahrstunden fürs Abzeichen, der wird sich vielleicht auch noch an die Schmerzen in den Armen und Schultern erinnern. Nach meinen ersten großen Marathonprüfungen haben mir nicht nur durch den Adrenalinausstoß die Beine gezittert. Je mehr ich gefahren bin, desto stärker wurde mein Oberkörper. Wenn meine Beifahrer auch mal die Leinen in die Hand nehmen, wundern sie sich oft, wie sehr ich auf eine aufrechte Haltung achte und wie viel Unterschied das bei meinen Pferden macht.

Doch sind wir mal realistisch – wie viele von uns können denn so richtig oft richtig viel und korrekt fahren? Mein Kalender lässt das immer schwerer zu und auch wenn ich das natürlich als Ziel habe, möchte ich z.B. über den Winter nicht zu viel Fitness verlieren.

Bei mir kam jetzt noch die Bewegungseinschränkung der letzten drei Jahre, erst durch die komplizierte Schwangerschaft, dann durch die Nachwirkungen des Kaiserschnitts und letztendlich den Zeitmangel, den so ein Kleinkind mit sich bringt. Doch Januar ist mir der Kragen geplatzt – jetzt musste eine Lösung her – eine die sich flexibel in meinen wilden Zeitplan einbringen ließ und nicht zu viel Zeit insgesamt benötigt.

Bei den meisten Fitnessprogrammen über Onlinevideos waren mit schon die Teaser zuwider. Doch dann stolperte ich über das Video einer freundlichen Neuseeländerin, die auch noch ein Programm für Dressurreiter anbot. „Ach was solls – jetzt probierst du das – lieber mit jemanden, der auch was mit Pferden zu tun hat, also so eine Fitness-Barbie.“ dachte ich so bei mir und los gings.

Drei Einheiten pro Woche – zur Stärkung des Oberkörpers, Krafttraining insgesamt und Yoga für Balance und Dehnung. Nicola Smith, eine sympathische Blondine mit sehr verständlichem Englisch, turnt die Übungen meist auf der Koppel ihres eigenen Pferdes vor, das vielleicht auch mal vorbeikommt. Nicht nur die freundliche Atmosphäre und die eindeutige Ausrichtung auf genau mein Interesse als Zielgruppe „Pferdemensch“, sondern auch die vielen Optionen, die Aufgaben auf verschiedenen Leistungsniveaus auszuführen, machen mir die Teilnahme seit jetzt fast 4 Monaten angenehm. Eigentlich ist das Programm für 12 Wochen ausgelegt – ich bin jetzt in Woche 8. Wieso? Weil mein Kalender mir ab und zu einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Oder weil mein Körper fand, dass ich bei der letzten Einheit doch zu ehrgeizig war und wir erstmal einen Gang runter schalten sollten. Es geht alles nach meinem eigenen Rhythmus und ich bleibe dran.

Zur Motivation trägt auch bei, dass ich nach so vielen Jahren mich wieder in den Sattel getraut habe und so gut saß wie noch nie in meinem Reiterleben.

Und ich muss zugeben – dass ich erste Ansätze von Bauchmuskeln erkennen kann, hilft auch sehr bei der Stange zu bleiben.

Das Programm bietet weit mehr als das, was ich mache. Mit Hausaufgaben und Zusatztrainings könnte man da sicher noch viel mehr erreichen.

Für mich zählt nur eins: wer seinen Körper beweglich, in Balance und kraftvoll hält, kann präzisere und feinere Hilfen geben und ist klarer im Kopf.

Kleiner Auszug gefällig?

Legt euch auf euren Rücken und zieht euren Brustkorb zur Hüfte und sortiert dadurch eure ganze Wirbelsäule auf den Boden. Wenn ihr es jetzt schafft, die Beine zu bewegen, ohne dass sich eure Wirbelsäule vom Boden entfernt und ohne dass ihr euch verkrampft, dann habt ihr die Basis für einen unabhängigen Sitz und einen stabilen Oberkörper.

Das ist aber wirklich nur ein winziger Auszug aus der schier unendlichen Vielfalt an mentalen und physischen Übungen mit Nicola.

Demnächst soll das Programm auch auf Deutsch geben – ich kann es euch wirklich nur empfehlen und habe mich selbst schon für Teil 2 angemeldet. => Dressage Rider Training

Ob mit meiner netten Blondine oder mit einem anderen Programm: Habt nicht nur den Muskelaufbau eurer Pferde im Auge sondern auch eure eigene Fitness! Es lohnt sich!

Gerade sind wir selber Zeitzeugen ganz besonderer Umstände. Viele Generationen mussten mit Kriegen, Krankheiten und anderen Krisen klarkommen. Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir noch eine relativ „gemütliche“ Form der Krise – also natürlich nur wer jetzt nicht im Gesundheitswesen, Lebensmittelversorgung und Logistik arbeitet.

Ich bin überzeugt, dass wir im besten Land sind, diesen Wahnsinn zu überstehen.

#stayhome #zuhausebleiben #fckcorona

Es gibt vielfältige Möglichkeiten sich das Zuhause schön zu machen.

Einerseits nehmen wir uns Zeit für die Aufgaben, die sonst immer runterfallen, wenn wir die Wahl haben „Vitrine abstauben oder Stall“. Behalten wir die Nerven, wenn wir gleichzeitig in einer Videokonferenz sitzen und unser Kind mit einem vom provisorischen Schreibtisch geklauten Stift auf den Naturholztisch zusteuert.

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