Teil 11 – Navigator, der Beifahrer im Marathon

Um langfristig Beifahrer für sich und das Gespann zu gewinnen, ist es wichtig eine gute Beziehung aufzubauen. Besonders im Wettkampf oder bei schwierigeren Gespannen riskiert der Beifahrer sich ebenso wie der Fahrer, gibt dabei aber die Kontrolle völlig in die Hände des Fahrers. Das ist ein Vertrauensbeweis und dieser sollte nicht missbraucht oder abgewertet werden!

Dieses Vertrauen ist besonders beim Marathon, der Krone der Fahrerei, gefordert. Hierbei ist der Beifahrer nicht nur für Sonderfälle zuständig, sondern hier beginnt die Rolle bereits bei der idealen, flexiblen Gewichtsverteilung, zieht sich über die Zeitverwaltung bis hin zur Strategieentwicklung. Während bei der Dressur und beim Hindernisfahren Hinweise der Beifahrer verboten sind, ist es im Marathon nicht nur wichtig die Wege auch zu können, sondern bei eingespielten Teams ist der Navigator auch bei der Entwicklung der Wege und Strategie beteiligt.

Wie im Gelände beim Reiten sind die Hindernisse aus festen Materialien. Daher sind Schutzweste und Helm für Fahrer und Beifahrer Pflicht. Auch fürs Pferd empfehlen wir gute Gamaschen und einen eingeflochtenen Schweif. Die Belastung für Lebewesen und Material sind ebenso wenig zu unterschätzen, wie die Belastung, die eine Prüfung dieser Kategorie mit sich bringt.

Der Marathon teilt sich meistens in zwei große Teile ein:

+++ A-Phase +++

(aus personellen Gründen meist mit D-Phase/Schrittphase zu einer Aufwärmphase zusammengefasst)

Hier ist eine definierte Strecke in einem gesteckten Zeitfenster zum Aufwärmen zu bewältigen und dabei der Beweis der Form, Ausdauer und Kontrollierbarkeit des Gespanns zu erbringen.

Hier gilt es die Minimalzeit nicht zu unterschreiten und die Maximalzeit nicht überzuschreiten. Dazu braucht man ein gutes Gefühl für das Tempo und die Leistungsfähigkeit seines Gespanns, aber wir verlassen uns hier auch auf unsere Navigatoren, die die Zeit und die gefahrene Strecke dank Markierungen, Streckenplan und Stoppuhren im Griff haben.

Nach einem Pflichtstopp mit tierärztlicher Kontrolle geht es in die nächste Phase. Hier werden die Pulswerte, Atmung, Geschirr und Ausrüstung geprüft. Nur wenn die Erholungswerte gut genug sind, wird ein Start in die Wettkampfphase freigegeben.

+++ E-Phase +++

Die E-Phase wird in einem höheren Tempo gefahren. Auf der definierten Strecke sind Hinderniskomplexe verteilt. Die Summe der Zeiten aller Komplexe ergibt dann am Ende das Gesamtergebnis. Dazu kommen gegebenenfalls Strafpunkte bei der Unter- oder Überschreitung des gegebenen Zeitfensters. Auch beim Zieleinlauf wird das Gespann überprüft. Der Schutz der Pferde ist uns alles sehr wichtig. Ein Marathon erfordert Höchstleistung – ob Kraft oder Konzentration – das geht nur mit ausreichender Vorbereitung und mit dem richtigen Auge für den tierischen Partner.

+++ Hinderniskomplexe +++

Jedes Hindernis ist ein kleiner Parcours in sich. Tore vom Buchstaben A bis D oder mehr (je nach Klasse der Prüfung) müssen in der richtigen Reihenfolge durchfahren werden. Wie beim Springreiten oder Hindernisfahren zeigt ein rotes Schild rechts und ein weißes links, sodass auch die Durchfahrtsrichtung vorgegeben ist. Nach dem Durchfahren eines Tores gilt dieses als passiert und kann anschließend in den Weg zum nächsten Tor genutzt werden.

Beispiel: Auf dem Weg von Tor C zu Tor D darf Tor A beliebig durchfahren werden, da es ja bereits passiert wurde.

Soweit ist die Gestaltung des Weges ist jedem Gespann selbst überlassen.

Grundsätzlich empfiehlt sich die „gute Seite“ seines Gespanns zu kennen, störende Haken und riskante Engstellen zu vermeiden um möglichst fließend durch zu kommen.

Den gewählten Weg muss der Navigator ebenso auswendig lernen, wie der Fahrer. Während der Fahrer sich auf die entsprechenden Leinengriffe sowie die Wahl des Tempos und der Stellung konzentriert, muss der Navigator sein Gewicht auf die inneren Räder bringen. Dazu reicht es nicht nur auf die Seite zu lehnen, da wir dabei oft die Beine auf der anderen Seite abstützen und damit unbewusst doch unser Gewicht nach außen bringen. Man muss schon voll und ganz auf die richtige Seite und wenn genug Platz ist, auch mal raushängen. Der Navigator verbringt eine akrobatische Höchstleistung. Er muss sich voll und ganz auf das Gespann mit allen Rucks und Wendungen einstellen. Manchmal kann er sogar noch die rettenden Zentimeter „erruckeln“. Am Hang entlang muss der Navigator oben bleiben, damit die Kutsche nicht kippt und beim Bergab möglichst weit nach hinten. Von schrägen Hangfahrten ist meist abzuraten.

+++ Navigieren +++

Vor dem Start berechnet man die Zeit für die Strecke. Dabei wählt man das für sich passende und dem Gelände angemessene Tempo und kalkuliert dadurch die erwartete Zeit zu den verschiedenen Anhaltspunkten auf der Strecke.

Der Navigator wacht über die Karte der Routen, orientiert sich an den KM-Anzeigen am Streckenrand, überwacht die Zeit, unterstützt bei den Wegen durch die Tore und sichert die Kutsche, bedient die Stoppuhren. Manchmal geht ein geplanter Weg nicht so wie erwartet, da müssen Fahrer und Navigator schnell umdenken und im Team reagieren.

Ihr seht – der Navigator ist eine zentrale Figur im Turniersport!

Also wählt mit Bedacht einen motivierten, leicht-adrenalinsüchtigen und nervenstarken Begleiter für das große Abenteuer Marathon/Geländefahren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert