Teil 13 – Achenbach und seine 7 Grundsätze

+++ Verschnallen nach Temperament und Gebäude +++

Zum korrekten Fahren gehörten die richtige Achenbach-Leine, Peitsche und eine feste Bracke.

Erklärung: Ohne feste Bracke können die Vorteile der Achenbach-Leine nicht genutzt werden. Durch die verstellbare Verschnallung können die Pferde im Mehrspänner gemäß ihren Bedürfnissen und ihren körperlichen Eigenschaften für den Fahrer durch die Leinen ansprechbar.  

+++ Umlernen unnötig +++

Auf korrektem Ein- und Zweispännig-Fahren ist Vier- und Mehrspännig-Fahren aufgebaut.

Erklärung: Dieselben Griffe – nur mehr Leinen – vom Ein- bis zum Sechsspänner. Bei 10- oder 12-Spännern wie bei den Pferdemärkten z.B. durch Familie Brauchle vorgestellt dienen nur dem Showeffekt und lassen kein dressurlich korrektes Fahren mehr zu. Trotzdem beeindruckend anzusehen!

+++ Eine Hand frei +++

Die rechte Hand muss jederzeit frei sein können zum Grüßen, Bremsen, Peitschengebrauch und Geben von Fahrtrichtungszeichen.

Erklärung: Früher konnte man Kutschen nicht mit Fußpedalen bremsen sondern nur über Kurbelbremsen. Durch die militärische Prägung und die gesellschaftlich strengeren Konventionen ist das Grüßen in der Zeit von Achenbach wesentlich wichtiger als Heute, obwohl sich die Leute auch heute über einen gezückten Hut freuen.

Aber kommen wir zu auch heutig validen Gründen: Die Peitschenhilfen aus der freien Hand schonen das Pferdemaul. Und mal ehrlich – wir müssen uns ja auch mal an der Nase kratzen oder die Haarsträhne zurück unter den Hut stecken. Also schadet es nicht, auch mal ein Stück sicher einhändig zu fahren.

+++ Verkürzen und Nachgeben +++

Alle Wendungen werden nur durch Nachgeben mit der äußeren Leine eingeleitet.

Erklärung: Der Wendung geht immer ein Verkürzen des Tempos voraus. Um ein Fallen über die innere Schulter und ein zu starkes Stellen zu vermeiden, sorgt das Nachgeben für eine stabile Wendung. Beim Mehrspänner ist das auch wichtig damit sich die Pferde nicht gegenseitig treten. 

+++ Lenken durch Drehen der Handgelenke +++

Die senkrechte Stellung beider Hände in allen Haltungen ermöglicht Wendungen lediglich durch Drehung der Handgelenke.

Kommentar: Beim Drehen des Handgelenks können wir stabiler und stärker einwirken als beim Einknicken. Eine positive Spannung des Fahrers und eine aufrechte Haltung erleichtert die dressurliche Arbeit massiv.

+++ Abbiegen soll gelernt sein +++

Rechts- und Linkswendungen sind grundsätzlich voneinander verschieden und werden deshalb auch verschieden gefahren.

Erklärung: Der Fahrer sitzt klassischerweise rechts auf dem Bock. Dann ist die Länge der Leinen zu den Pferden durch die versetzte Position des Fahrers je nach Wendungsrichtung unterschiedlich.

Dazu kommt der Rechtsverkehr. So ist der Weg beim Rechtsabbiegen kürzer und enger als beim Abbiegen auf die linke Spur. Hier unterscheidet sich besonders der Einspänner vom Zwei- oder Mehrspänner. Bei den Mehrspännern ist der Deichselkreis zu beachten und so kommt bei einer Rechtswendung das rechte Pferd doch dem Fahrer überraschend nah. Rechtsabbiegung sollte grundsätzlich im Schritt gefahren werden um Fesseltritte zu vermeiden.

+++ Fester Griff bringt Sicherheit +++

Das Gleitenlassen einer Leine und mehrerer Leinen macht korrektes Fahren unmöglich und ist im

Straßenverkehr gefährlich, deshalb verboten.

Tipp: Statt den Druck auf die breite Fläche der Leinen zu geben, lieber die Kanten in der Hand einklemmen – dadurch braucht man weniger Kraft für mehr Halt an den lebenswichtigen Leinen.

Handschuhe geben auch bei nassen Kunststoffleinen den notwendigen Halt.

Es gibt auch andere Fahrsysteme, die uns sicher mit den Gespannen durchs Leben bringen, aber an diesen Grundsätzen ist jetzt erstmal nichts auszusetzen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert